Wie immer war ich früh auf und bin dann durch die aufwachende Stadt gegangen. Die Sonne kommt hervor und ich genieße den Morgen in der Stadt mit den grauen Sandsteinen. Am Abend waren viele feierlustige Menschen unterwegs. Corona scheint hier in der Schweiz weit weg zu sein. Erstaunlich, wie sich in den beiden Nachbarländer die Corona-Bedingungen unterscheiden. Hier sieht man kaum Masken, die Menschen stehen beieinander. Die Restaurants sind voll, draußen und innen. Mir ist ein wenig flau. Bin es seit vielen Monaten nicht gewohnt. Hoffentlich gewöhn ich mich bald wieder an diese „Normalität“. Die jungen Leute gestern Abend waren ausgelassen, laut, fröhlich. Es fühlte sich seltsam an, doch kann ich so gut verstehen, dass gerade diese Altersgruppe wieder raus möchte, feiern will und die Gemeinschaft lebt. Ich setzte mich zu einem ersten Cappuccino in ein Café, welches sich gerade bereit für die Morgengäste macht. Um die Ecke – ein schönes vegetarisch/Veganes Angebot, sehr nett eingerichtet. Als Sandra mich aufliest ist sie erstaunt und meint, ah ein neues Lokal. Wir gehen zum Limmat. Er scheint momentan viel Wasser zu führen. Entlang des Limmats Richtung See finden wir ein sehr schönes Lokal und suchen einen Platz draußen. Das Angebot ist gut und so töttern wir noch eine zweite Runde Kaffen und Tee bis es wärmer wird und der Wunsch nach einem Ortswechsel größer wird.

Weiter den Limmat hinunter. Am Seeufer liegt schon ein sichtbar älteres weißes Holzgebäude, das UTOQUAI Badehaus, in welches wir hineingehen.
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Wir nehmen uns ein Kärtchen aus der Box. Drei Farben liegen bereit: Herren, Damen und gemischt. Aha denke ich – alles klar geregelt. Warum nimmt Sandra gemischt? Ach so: Die Bereiche sind getrennt. Es gibt einen Herren-Badebereich, einen Damen-Badebereich und eben Mann/Frau/Kind/Divers – alle durcheinander. Nun verstehe ich Tante Dete 🙂 Man muß ja mal aufgeklärt werden. Das Gebäude ist sehr breit, so dass für alle genug Raum zur Verfügung steht. Viele Badegäste liegen bereits auf Hammam-Tüchern auf den Holzplanken und genießen die Sonne. Wir steigen treppauf und treppab und suchen uns ein schönes, freies Plätzchen. Tja – schwierig. Denn es ist doch schon gut gefüllt. So landen wir zunächst mittendrin. Wie sich jedoch später herausstellt, ist ein ständiges kommen und gehen und es gelingt uns nach einiger Zeit die Plätze an den Wänden zu besetzen.

Ein traumhaft schöner Tag. Wir haben einen Lazy Day – einen Nothing Day. Sandra hat einen strengen Beruf und genießt die Stunden hier sehr. Auch ich finde es wunderbar. Es ist schon sehr lange her, dass ich so viele Stunden an einem Badeort verbracht habe. Erst recht im Liegen auf einer harten Holzplanke. Wir haben uns immer wieder mit Sonnenschutzmittel eingecremt. Trotzdem hat uns die Sonne dann voll erwischt und der gerötete Rücken hat uns noch längere Zeit an das Badeerlebnis erinnert. Das Seewasser ist wunderbar. Weich, warm. Ich genieße es so sehr und bin gefühlt sechs bis zehn Mal am Tag im See baden. Ich schwimme zügig meine 1000 Meter, ich lasse mich treiben, ich finde es wunderbar mich im chlorfreien Wasser bewegen zu können. Es ist heiß, richtig heiß. So tut die Abkühlung sehr gut. Boote gleiten an unserem Liegeplatz vorbei. Die Menschen sind gelöst und vergnügt. Es wird viel geplaudert, gespielt, gelesen. Die „Jungs“ springen von ihrem Bereich von einem 1 bzw 3-Meter Brett. Ich kann die schönsten Bauchklatscher, versuchte Salti und Arschbomben aus demWasser beobachten. Die Damen liegen sonnenbadend auf den Planken und beobachten die Wasserromantik des Sees.

Am späten Nachmittag kommen noch sehr gute Freunde aus Chur von Sandra. Drei drei haben am folgenden Tag eine Wanderung auf den Pilatus Berg geplant. Gemeinsam baden wir, plaudern, tauschen uns aus. Schön, dass ich in der jungen Runde so toll aufgenommen werde. Aber irgendwann ist auch der schönste Tag vorbei und wir packen unsere sieben Sachen zusammen und fahren gemeinsam in Sandras kleines Domizil. Obwohl nur ca 30/40 qm groß (bei den Zürcher Mietpreisen kann man sich nichts größeres leisten – hier schon über 1000 CHFr) ist es eine heimelige Heimstatt. Mit Terrasse und einem kleinen Rasenstück vor dem Haus. Wir zaubern gemeinsam eine Pizza mit Salat und haben uns so viel zu erzählen. Ein sehr harmonischer, fröhlicher Abend mit einem guten Tropfen Wein. Dann braut sich jedoch etwas zusammen. In der Ferne hört man schon den Donner. Ich habe den Wunsch nach dem vielen herum liegen noch ein paar Schritte zu gehen und verabschiede mich von diesen wunderbaren Menschen mit dem Wunsch uns bald wiederzusehen.
Zürich ist eine sehr hügelige Stadt. Das war mir in der Form nicht bekannt. Sandra wohnt jedoch auf dem Berg. Für mich heißt es deshalb nur hinab laufen. Finde dank passender App auch den Weg sofort und erfreue mich an den schönen alten Häusern, an denen ich vorbei gehe. Viele in dem grauen Backstein, aber auch gelb gestrichene Villen stehen in diesem Bezirk. Wunderschöne alte Architektur, mit Türmchen, zum Teil in großen Parkanlagen. Auch eine Universität liegt auf meinem Weg zum Limmat. Ein entspannter Abendspaziergang. Vorbei an vielen Brunnen. Sandra erwähnte, dass Zürich an die 300/400 Brunnen haben soll. Ich habe schon viele gesehen auf meinen Spaziergängen.

Einen kleinen Schauer habe ich dann noch mitbekommen. Doch bin ich fast trocken in meinem Hotel angekommen. Wieder Party! Na, dann bin ich gespannt wie lange die jungen Leute heute feiern. Ich gehe zu Bett, schließe vorsichtshalber das Fenster, obwohl es im Zimmer sehr warm ist. Morgen besucht mich Bettina aus Biel. Es ist toll, dass überall Menschen sind, die mich auf meinen Reisen begleiten und Erlebnisse teilen. Wir möchten die Gerhard Richter Ausstellung im Kunsthaus besuchen. Darauf freue ich mich schon sehr.
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